Zu Gast bei den Nach-vorne-Denkern von toolcraft
Georgensgmünd/Spalt (dn) Für namhafte Kunden produziert das Georgensgmünder Familienunternehmen toolcraft. 1989 von Bernd Krebs gegründet, wuchs das Unternehmen, das 1998 in Indonesien einen zweiten und 2005 mit der Übernahme der insolventen Spalter Feinwerktechnik (Trix) einen dritten Standort mit heute 120 Arbeitsplätzen aufbaute. Im Landkreis Roth hat das Unternehmen aktuell knapp 290 Mitarbeiter beschäftigt. 500 sollen es in den kommenden Jahren werden, „weil die Menschen und ihre ländlich-anpackende Kultur, der Wille zur Optimierung einfach klasse sind und nach vorne denken“, wie Krebs seine Standorttreue begründet.
„[…]die meisten Familien kennt man ja sowieso.“
Der Landtagsabgeordnete des Kreises Roth Volker Bauer kennt Krebs bereits seit 18 Jahren. „Auf dem Dach mancher toolcraft-Hallen habe ich selbst Solarmodule verkabelt. Jetzt wollte ich mir die Entwicklung, von der viele Georgensgmünder schwärmen, einmal genauer ansehen“, erklärte Bauer seinen Besuch im Rahmen seiner „Montagsgespräche“ bei Unternehmern, Verbänden und Behörden.
Sehr angetan hat es dem CSU-Politiker die unternehmerische Einstellung von Krebs. „In konstruktiver Distanz zu Lehrlingsstaubsaugern wie AUDI“ (Bauer) hat toolcraft keine Probleme Lehrlinge zu finden und setzt ganz bewusst auf ein regionales Modell. „Bei uns gibt es keine Assessment-Center. Ich schau‘ drauf, wer sich ehrenamtlich engagiert, denn der ist teamfähig und zeigt Verantwortung. Und die meisten Familien kennt man ja sowieso“, so Krebs.
Für die Pioniere im Bereich additive Fertigung, Robotik und Automation ist genauso diese unternehmerische Verantwortung, die neben einer Unternehmenskultur, die auch den vermehrten Mut zum Scheitern beinhaltet, wichtig, um Erfolg zu haben. „In Bayern sind Wirtschaftspolitik und Standortfaktoren erstklassig. Wir haben Dinge, um die man uns weltweit beneidet, etwa KiTas, ein bezahlbares Krankenversicherungssystem und vor allem eine wirkliche Chance durch Bildung und Leistung aufzusteigen. Um das zu erhalten gebe ich als Unternehmer gerne etwas zurück. Ich habe ja selbst davon profitiert“, so der einstmalige Gründer Krebs.
Auch wenn er die bayerische Wirtschaftsförderung, die ihm etwa beim Aufbau des Standortes Spalt im Zusammenhang mit älteren Arbeitnehmern entlastet hat, lobt, so gibt Krebs dem Landtagsabgeordneten Volker Bauer und den ihn begleitenden Lokalpolitikern auch Kritik mit auf den Weg. Auf kommunaler Ebene wünscht er sich eine „aggressivere Standortpolitik“ und von der Landesebene erhofft er sich eine Verbesserung der Ausbildungsgestaltung. „Wir haben Entwicklungszeiträume, die deutlich kürzer sind als zwei bis drei Jahre Technikerausbildung oder akademisches Studium. Wer da vom Puls der Entwicklung in den Betrieben weg ist, hat es schwer wieder reinzufinden“, mahnt Krebs und wirbt für eine flexiblere Ausbildungsgestaltung und die Stärkung der Berufsschule Roth. Bei Volker Bauer rennt er damit offene Türen ein. „Die Industrie 4.0 bietet mit der Automatisierung ein hohes Potential. Wir haben hier klasse Pionier-Betriebe in der Region. Wenn es uns in Bayern gelingt, diese Betriebe durch eine zeitgemäße Ausbildung, die weniger akademisch, als vielmehr beruflich-praktisch orientiert ist, zu stärken, dann hat Franken das Potential zum nächsten Valley“, so Bauer.