Wir haben bei den Auflagen die Balance verloren
Die heimischen Betriebe, ihre Produkte und Herausforderungen kennen lernen, um ihre Anliegen zu vertreten. Dies ist der Grundgedanke der „Montagsbesuche“, die der Landtagsabgeordnete Volker Bauer seit zwei Jahren im Landkreis Roth durchführt. Diese Woche besuchte er zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Marlene Mortler und Bürgermeister Ralph Edelhäußer den Anlagenbauer und Erstausrüster Speck Pumpen, Walter Speck GmbH & Co. KG an der Rother Lände.
Roth (dn) Die Wurzeln des Traditionsunternehmens Speck reichen bis ins Jahr 1909 und nach Nürnberg und Hilpoltstein zurück. In Roth baut die inhabergeführte Walter Speck GmbH und Co. KG seit 1962 Industriepumpen, etwa zur Kühlung von Hochleistungslasern oder in Schnellzügen. Zur Freude von Bürgermeister Ralph Edelhäußer entwickelte sich das Unternehmen am Standort Rother Lände gut. 380 von weltweit 520 Mitarbeitern, darunter 24 Azubis, forschen, entwickeln, produzieren und testen heute in Roth Pumpen und Motoren für die Industrie.
Der Umsatz stieg von 56 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 80 Millionen Euro im Jahr 2016. Bis zu 200.000 Pumpen pro Jahr fertigt Speck. Interessant ist dabei die Spannbreite der Produktion: 0,7 bis 1.500 Kilogramm erreichen die Pumpen, die bis zu 63 bar Druck, Temperaturen zwischen -100 und 400 Grad Celsius, sowie Durchsätze bis zu 9.000 l/Minute aushalten müssen. „Zwischenzeitlich entwickeln wir auch Motoren, um unseren Kunden nicht nur Pumpen, sondern komplette Units nach ihren Wünschen anbieten zu können“, erklärte der Geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Krüger. Diese Kunden befinden sich oft im Ausland. Das Unternehmen exportiert rund die Hälfte seiner Produkte in 43 Länder. Speck ist mit 17 Vertretungen in der EU präsent. Auch der asiatische Markt wird immer wichtiger. Seit drei Jahren hat Speck außerdem einen Standort in den USA. „Wir verfolgen, daher mit großem Interesse die aktuellen Zoll-Diskussionen“, so Krüger.
„Die Regulierung der Wirtschaft wird bei einem Wahlsieg „von rot-rot-grün“ eher zu als abnehmen.
BM Barbara Hendricks gibt mit Ihren irrationalen Vorstößen darauf jetzt schon einen Vorgeschmack“
Im Inland sieht sich der Mittelständler ebenfalls mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. „Wir merken in Roth den AUDI-Sog“, klagte Krüger. Vielen Unternehmen falle es mit steigendem Akademikeranteil schwer Azubis zu finden und junge Fachkräfte, aber auch Ingenieure in der Region zu binden. Eine Fachschule für Maschinenbau wäre deshalb „für Roth höchstinteressant“, wie Krüger betonte. Speck setzt außerdem auf Vernetzung und Identifikation mit dem Standort und beteiligt sich an Veranstaltungen wie die Nacht der Ausbildung und dem Challenge. Für Mortler der richtige Weg. Mortler zufolge merkten die meisten Menschen nach einigen Jahren, „dass bei täglich 180 Kilometer Pendeln nicht nur die Gehaltsvorteile, sondern auch die Lebensqualität auf der Strecke bleibt.“
Dass die Digitalisierung auch vor dem heimischen Mittelstand nicht Halt macht, hat man bei Speck erkannt. „Technik, Technik, Technik; das ist die Zukunft“, antwortete der gelernte Ingenieur Krüger auf die Frage des Landtagsabgeordneten und gelernten Elektromeisters Volker Bauer und schob nach „der Mensch wird dabei jedoch nach wie vor eine Rolle spielen müssen.“ Vor allem in mittelständischen Unternehmen mit geringer Stückzahl und hoher Varianz werde die automatisierte „Industrie4.0“ nicht so rasch umsetzbar sein. 35 Jahre sei es gelungen keinen Angestellten betriebsbedingt zu entlassen – „und das soll auch so bleiben“, so Krüger optimistisch-gelassen.
Weniger gelassen war der Geschäftsführer, als das Thema Bürokratie zur Sprache kam. „1999 umfassten die Vorgaben zum Brandschutz zwei Seiten. Heute sind es 194. Da stimmt doch etwas nicht“, so Krüger. Die 520 Brandschutzmelder im Betrieb könne er nachvollziehen, nicht aber warum sie nach acht Jahren „für rund 55.000 Euro einfach so ausgetauscht werden sollen. Unsere Pumpen werden auch in sensiblen Bereichen verbaut. Die dürfen doch auch nicht nur acht Jahre halten. Hier werden Unternehmen unnötig gegängelt“, so das Fazit des Mitglieds des IHK-Gremiums im Kreis Roth.
Gar kein Verständnis hat Krüger, dessen Unternehmen mit Solarmodulen bis zu 600 kW Strom produziert und Kunden durch die Entwicklung neuer Technologien hilft Energie zu sparen, „wenn bei Werkserweiterungen Umplanungen notwendig werden, weil in einem angrenzenden Baum vielleicht, unter Umständen, nicht sicher sagbar ein seltener Wurm sitzen könnte. Da kostet allein der Verzug der Fertigstellung tausende Euro. Wir haben bei den Auflagen die Balance verloren. Manche Politiker vergessen offenbar, dass es Wirtschaft und Mittelstand sind, die durch technologische Entwicklung Umweltschutz voranbringen und durch Arbeitsplätze wie Steuern zum Wohlstand und sozialen Frieden beitragen.“ Bei den CSU-Abgeordneten Mortler und Bauer rannte Krüger mit dieser Kritik offene Türen ein. Beide befürchten, dass die Regulierung der heimischen Wirtschaft bei einem Wahlsieg „von rot-rot-grün“ (Mortler) im Herbst eher zu als abnehmen werde. „Bundesumweltministerin Barbara Hendricks gibt mit Ihren irrationalen Vorstößen darauf jetzt schon einen Vorgeschmack“, so Mortler.