Retter für allgemeines Dienstjahr – Blaulichtgespräch
Kammerstein/Lkr. Roth (dn) Ein verpflichtendes allgemeines Dienstjahr würde den ehrenamtlichen Rettungsdienst stärken und junge Menschen auch persönlich weiterbringen. Anders als mancher Träger von Pflegeeinrichtungen sprachen sich die Vertreter von FFW, THW und BRK beim Blaulichtgespräch mit dem Landtagsabgeordneten Volker Bauer einstimmig dafür aus, ein allgemeines Dienstjahr einzuführen. Der CSU-Abgeordnete war nach einem Besuch beim BRK in Georgensgmünd im Frühjahr mit diesem Vorschlag im Landtag nicht durchgedrungen, sieht nach der Diskussion der letzten Wochen hier jedoch Spielraum. Zuspruch erhielt er unter anderem von KBI Norbert Dörfler: „Wer hier rechtliche Bedenken vorbringt vergisst, dass man selbst das Grundgesetz mit 2/3 Mehrheit ändern kann“.
Der stellvertretende Kreisbrandrat Roland Ritthammer, die Kreisbrandinspektoren Norbert Dörfler, Xaver Steib und Richard Götz, die THW-Vertretern Manfred Loy und Alexander Regensburger, der Chefarzt des BRK Südfranken Dr. Achim Ehrt, der Flugbetriebsleiter der Polizeihubschrauberstaffel Bayern Thomas Renner und sein Rother Kollege Manfred Röder waren Bauers Einladung gefolgt.
Im Bereich der Sicherheitspolitik war man sich einig, dass diejenigen, die gegen das PAG demonstrieren, sich nicht damit befasst haben können, was drin steht. Auch das Spaltpotential der Flüchtlingsthematik wurde von allen erkannt. „Auf der einen Seite haben wir Sitzblockaden gegen rechtlich korrekte Abschiebungen – auf der anderen Seite Proteste nach Gewaltverbrechen mit Asylbewerberbeteiligung“ (Bauer). Neben diesen großen Themen kamen auch Situation und Wünsche der Retter ausgiebig zur Sprache.
Praxisfreundliche Materialprüfvorschriften mahnten die FFW-Vertreter. „Wenn in anderen EU-Staaten Kameraden ihre CO2-Warner alle 24 Monate kontrollieren müssen, wir allerdings alle 4 Monate, stimmt etwas nicht. Ein vernünftiger Zeitrahmen oder eine Betriebsstundenregelung wären sinnvoller“, so Richard Götz. Auch für den Versicherungsschutz sogenannter First-Responder (Helfer vor Ort aus den Reihen der Feuerwehren) auf dem Weg zum Einsatzwagen im Feuerwehrhaus versprach sich MdL Bauer sich einzusetzen. Die Wichtigkeit von Arbeitsplätzen – für Fachkräfte und Akademiker – zum Erhalt gut ausgebildeter junger Menschen als ehrenamtliche Retter im ländlichen Raum betonte für das THW Manfred Loy.
Kritisch bewertete Thomas Renner die Entwicklung, dass Naturschutzbehörden zunehmend geeignete Flächen für Ausbildungs- und Trainingsflüge sperren. Für die 35 Piloten der Polizeihubschrauberstaffel, die von Wasser- und Bergrettung, über Feuerlöschung und Vermisstensuche „fast alles machen, was mit einem Helikopter möglich ist“ (Renner) erschwert dies die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben beim Trainingsstand. Bei künftigen Neubeschaffungen solle außerdem bedacht werden, dass die Helikopter als „fliegende eierlegende Wollmilchsauen“ (Renner) allein 300 Kilo zusätzliche Kabellast an Board haben. Hier Modelle mit höherer Traglast zu ordern, würde unter anderem den Einsatz in der Brandbekämpfung erleichtern.
Den wohl schwierigsten Wunsch brachte BRK-Chefarzt Ehrt vor. Zum einen seien die öffentlichen Ausschreibungen im Rettungsdienst angesichts von 200 Seiten Ausschreibung für einen Rettungswagenstellplatz zu entbürokratisieren. Zum anderen sei auch der medizinische Rettungsdienst Teil der Daseinsvorsorge wie die Feuerwehr, müsse sich aktuell jedoch als Körperschaft des öffentlichen Rechts komplett selbst finanzieren und werde zunehmend in Konkurrenz zu privaten Anbietern gesetzt, die keine ehrenamtliche Breitenausbildung und keinen breitaufgestellten Katastrophenschutz leisten. Dr. Ehrt mahnte, unter Zuspruch der weiteren Retter-Vertreter, vor zunehmender Privatisierung.