Miteinander zukunftsfähigen Wald ermöglichen
ROTH – Seit Anfang Februar sind die Förster des Amts für Landwirtschaft und Ernährung in den Wäldern des Landkreises Roth unterwegs. Etwa bis April werden die Grünröcke damit beschäftigt sein, den Zustand der nachwachsenden Bäume zu dokumentieren. Landtagsabgeordneter Volker Bauer schaute ihnen dabei auf einer Verjüngungsfläche nahe des Kammersteiner Ortsteils Haag über die Schulter.
„Hier ist der Zustand der jungen Bäume recht gut“, hieß es. „Insgesamt zeigen erste Ergebnisse aber, dass der Reh-Verbiss im Schnitt zugenommen hat“, erklärten Abteilungsleiter und Forstoberrat Peter Tretter dabei. Er hob ferner hervor, dass das ehemals so genannte „Verbissgutachten“ ausschließlich auf der Grundlage erhobener Fakten gefertigt werde. „Wir sorgen für Transparenz“, versicherte Tretter. Das Forstliche Gutachten wird in ganz Bayern erstellt und dient dazu, stabile und standortgemäße Mischwälder im Freistaat zu erhalten oder zu schaffen. Laut Bayerischem Jagdgesetz kommt den Jägern dabei eine spezielle Aufgabe zu. „Insbesondere soll die Bejagung die natürliche Verjüngung der Baumarten ohne weitere Schutzmaßnahmen ermöglichen“, heißt es in Art. 1 des Gesetzes.
Förster Peter Helmstetter tauschte sich mit Volker Bauer zunächst über die Bedeutung der Naturverjüngung für die Entwicklung eines gesunden Forsts aus. „Bäume, die sich aus Samen entwickeln, haben tiefere Wurzeln“, lautete ein Hauptmerkmal. Anschließend klärte der Förster ihn über die Praxis der Erhebung auf. Pro Hegegemeinschaft werden 30 bis 40 Verjüngungsflächen erfasst. Das Gutachten wird abschließend eine Empfehlung für die Abschussplanung dort geben. Das Landratsamt legt dabei gemeinsam mit den Jagdvereinigungen und den Verpächtern der Reviere fest, wieviel Wild von den regionalen Jägerinnen und Jägern erlegt werden soll.
Laut Peter Tretter und Peter Helmstetter ist der Bestand des Rehwilds in den einzelnen Revieren ganz entscheidend für den erfolgreichen Aufwuchs junger Bäume. Deshalb müssten bei zunehmendem Verbiss Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Dazu könnte der Abschuss weiter erhöht und Lebensraum für Rehe außerhalb des Waldes geschaffen werden. Eine Erhöhung der Abschussquote bedeute für die Jäger aber zusätzlichen Aufwand. Deshalb sei die Abschussplanung stets umstritten, hieß es.
Volker Bauer ist selbst Jäger und Präsident des Mittelfränkischen Jagdverbands. Als Befürworter von Wald und Wild plädierte Bauer für einen intensiven Dialog zwischen allen Beteiligten im Rahmen der Festlegung der Abschussquoten. „Wir müssen mehr miteinander als übereinander reden“, sagte Bauer und trat dafür ein, die Interessen der Jagd mit denen der staatlichen Forstverwaltung und der Waldbesitzer so weit wie möglich unter einen Hut zu bringen. „Wir brauchen einen gesunden Wald für Klimaschutz, Wasserversorgung und Naherholung“, fasste Bauer die Hauptanforderungen an den Forst zusammen. „Jäger sind Umweltschützer“, fügte er hinzu, „und werden gewiss ihren Teil dazu beitragen, dass der Wald diese Funktionen auch in Zukunft erfüllen kann.“
Von Seiten der beiden Förster gab es noch einen Appell in Richtung Verbraucher. Denn für die Jägerinnen und Jäger muss erlegtes Wild auch Absatz finden. „Rehfleisch ist wohlschmeckend und gesund“, hieß es. Es lasse sich im Kontakt mit den Jägern vor Ort gewissermaßen unmittelbar vom Produzenten beziehen. „So wird die Jagd Teil einer regionalen Wertschöpfung und saisongerechter Ernährung, besser geht es nicht“, meinte auch Volker Bauer.
Nach Abschluss der Verjüngungsinventur werden ihre Ergebnisse ausgewertet und bis Anfang Juli veröffentlicht werden. Danach sind schriftliche Stellungnahmen möglich. Bei Bedarf wird es auch öffentliche Info-Veranstaltungen geben. Anfang November soll die endgültige Fassung an die Unteren Jagdbehörden übersandt werden. Sie sollen das Gutachten dann an alle Beteiligten weiterreichen.
Mit freundlicher Genehmigung durch Robert Schmitt