„Industrie 5.0“ – made in Roth

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Roth (dn) „Wenn heute in Sydney die Temperatur außergewöhnliche Schwankungen aufweist und die Kühlsysteme der örtlichen McDonalds-Filiale nachgestellt werden müssen, dann blinkt bei uns hier in Roth ein Lichtchen. Noch rufen unsere Mitarbeiter in Sydney an und regeln das Ganze von hier. Bald erledigt unser System das selbstständig“, erklärte Jürgen Mangelberger Anfang Oktober. Staatsministerin Ilse Aigner war auf Einladung des örtlichen Landtagsabgeordneten Volker Bauer nach Roth gekommen: „Es ist immer wieder spannend, welche Innovationen bayerische Unternehmen entwickeln. Wir in Bayern reden nicht nur über die Zukunft, wir gestalten sie.“

„Wir haben in Roth das erste Beispiel für Industrie 5.0.“

Als die Landespolitiker zusammen mit Bürgermeister Ralph Edelhäußer das „Customer Care Center“ der Mangelberger Elektrotechnik GmbH besichtigten, waren sie tatsächlich verblüfft. Dass die Firma vom Schaltschrankbau her kommt, daran erinnert im Großraumbüro mit Designkamin nichts. Man habe sich gefragt, wie der Markt der Zukunft aussehen werde und wer die Wettbewerber seien, erzählt Jürgen Mangelberger bei seiner Präsentation. Schnell habe sich herausgestellt, dass man zukünftig auch als kleines fränkisches Unternehmen, das seine Wurzeln im Handwerk habe, bei der Vermarktung von Produkten wie beispielweise Energiemanagement-Systemen auf einem globalen Markt unterwegs sein werde. „Effizienter produzieren“ lautet also das Credo der Stunde.

Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Aktuell benötigt der Mittelständler für die Montage eines Schaltschranks 43 Stunden. Durch eine automatisierte, robotergestützte Produktion, in Zusammenarbeit mit der Firma Braun aus Kammerstein entwickelt, soll diese Zeit künftig auf ein Zehntel reduziert werden. Im Herbst wurde die Technologie erstmals der Fachwelt vorgestellt. Jürgen Mangelberger zeigte sich optimistisch, dass intelligente Automatisierungslösungen wie sie in seinem Haus beispielhaft entwickelt werden, zukünftig dazu geeignet sind, Auftragsvolumina in zweistelliger Millionenhöhe nach Bayern zu holen.

Dass Mangelberger Visionen voranzutreiben weiß, bestätigten Experten aus den Bereichen Big Data und Robotik. Michael Kuhnert, Sales & Marketing Director der Schneider Electric GmbH und Steffen Bischoff vom SAP-Berater FluidOps berichteten, dass es in Roth gelungen sei, durch Automation „made in Bavaria“ ab Stückzahl 1 kostengünstiger zu produzieren als asiatische Konkurrenten mit qualitativ schlechteren Produkten. Noch bedeutender ist, dass Mangelberger ein weltweites Alleinstellungsmerkmal besitzt, das vor Kopien schützt. „Wir haben in Roth das erste Beispiel für Industrie 5.0, in der ein System aus durchgehend gesammelten und miteinander kommunizierenden Daten („smart data“) eine durchgängige, weltweite Kommunikation erlaubt; von der Planung und automatisierten Produktion in Roth bis zum wiederum Daten liefernden Endprodukt irgendwo auf der Welt,“ fasste Bischoff zusammen.

Staatsministerin Aigner zeigte sich angetan. „Hier in Roth wird die Digitalisierung in die Tat umgesetzt. Das ist ein Vorbild für viele mittelständische Betriebe in ganz Bayern“, lobt sie den Ausbildungsbetrieb. Zu Jürgen Mangelbergers Freude schob die Ministerin nach, dass Universitäten zwar wichtig seien – „aber die Kraft Bayerns kommt aus innovativen Unternehmen wie Ihrem.“

 

Als Mangelberger, der auch für die Energiewende in Bayern zuständigen Ministerin noch berichtete, dass alleine durch das datenbasierte Management von Küchengeräten in den Filialen aller deutschen Kunden ein Kraftwerk eingespart werden könnte, empfahl Aigner, dass sich die Firma Mangelberger für den bayerischen Innovationspreis bewirbt und regte an, sich auch aktiv in das von der Bayerischen Staatsregierung ins Leben gerufene Zentrum Digitalisierung.Bayern einzubringen.