Gipfeltreffen von Jagd und Forst
Kammerstein (dn) Man merkt dem Landtagsabgeordneten des Kreises Roth Volker Bauer seine jahrelange Erfahrung als Teamtrainer an. Er hat ein ausgeprägtes Talent, Menschen zusammen zu bringen und Dialoge anzustoßen. Seit zwei Jahren organisiert er in seinem Büro mit dieser Zielsetzung die „Rathaushofrunden“ mit Ministern, Wirtschafts- und Verbandsvertretern. Anfang September gelang es ihm ein besonderes Gipfeltreffen in Kammerstein zu vermitteln. Erstmalig trafen sich der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten Martin Neumeyer und der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) Prof. Dr. Jürgen Vocke. Dabei ging es dem Abgeordneten, Waldbesitzer und Jäger Volker Bauer nicht nur der Dialog zwischen Jagd und Forsten. Auch „der Basis“, vertreten durch Forstbetriebsleiter Bernhard Schönmüller, der Revierförster Roths Hubert Riedel, Christoph Kassian vom AELF sowie diversen Jagdpächtern, wollte Bauer die Möglichkeit geben, Anliegen an ihre Spitzen zu transportieren.
„Unsere wichtigste Aufgabe ist die Nachhaltigkeit.“
Schnell zeigte sich, dass den Chef der BaySF Neumeyer und Prof. Vocke, der nicht nur Präsident des BJV, sondern auch Sprecher der Bürgerallianz Bayern und ihrer 2,2 Millionen Mitglieder ist, die gleiche Sorge beschäftigt: „Siebzig Prozent der Menschen in Bayern leben in Städten. Hier werden Wahlen entschieden. Hier geht aber zusehends die Verbindung zu Natur und Tradition verloren. Wald und Jagd prägen nicht mehr die Gesellschaft, sondern die Gesellschaft prägt Jagd und Wald“, so Vocke. Dies führe zu Zerrbildern und Missverständnissen. „Viele glauben, nur ein stillgelegter Wald ist ein guter Wald. Das stimmt natürlich nicht. Würden wir zum Beispiel die staatlichen Wälder im Spessart stilllegen, gäbe es die für die Region wertvollen Eichen dort bald nicht mehr. Sie würden von Buchen verdrängt,“ so Neumeyer. Der Jurist begreift es daher als Aufgabe der Staatsforsten, den Wald in all seinen Funktionen ganzheitlich zu betrachten und nach dem Motto „Schützen und Nützen“ nachhaltig zu bewirtschaften. Dabei sei es „nicht die Aufgabe der Staatsforsten immer mehr aus dem Wald herauszuholen. Unsere wichtigste Aufgabe ist die Nachhaltigkeit.“
In den nächsten Jahren stehen einige Herausforderungen an. Nach Aussagen Neumeyers wird der Einschlag dauerhaft auf unter 5 Millionen Festmeter sinken. Wie von Bauer mit einem Antrag im Landtag gefordert, soll der Waldumbau dazu führen, dass durch eine bessere Versickerungsfähigkeit im Wald Grundwasserqualität und Hochwasserschutz verbessert werden. Auch Bauers Anregung, die Brauchtumspflege in Bayern durch kostenlose Überlassung von Kirchweih- und Maibäumen zu unterstützen steht Neumeyer offen gegenüber. Statt einer bayernweiten Regelung appellierte er jedoch an die Brauchtumspfleger sich mit den örtlichen Förstern und Betriebsleitern in Verbindung zu setzen. „Da finden wir dann schon eine Lösung“, so Betriebsleiter Schönmüller. Direkt zugesagt bekam Bauer von Schönmüller einen kostenlosen Weihnachtsbaum für den bayerischen Landtag, da dieser 2016 aus dem Waldlandkreis Roth kommt.
Neben aller Arbeit für Umwelt- und Artenschutz gehe es aber grundlegend auch darum, „den Menschen – auch in den Städten – die Jagd als naturschutzfachliche Notwendigkeit und kulturelles Erbe näher zu bringen“, so Prof. Vocke. Dies könne nur gelingen, wenn alle Vertreter der Jagd – die privaten Jäger, ebenso wie die Förster im Staatsdienst – gegen Vorurteile und Unwissen an einem Strang ziehen. Grundlage dafür seien Dialog und Vertrauen; zwischen den Grundbesitzern und den Jagdvertretern, genauso wie zwischen den privaten Jägern und staatlichen Vertretern. Der erfahrene Jagdpolitiker Vocke plädiert deshalb dafür, dass bei der Abschussplanung bzw. bei der Erstellung der Forstlichen Gutachten „die Gutachter nicht gleichzeitig Richter seien dürfen, da sich sonst ein Ohnmachtsgefühl bei den Jägern vor Ort ausbreitet, das Dialog und Zusammenarbeit lähmt“. Bislang habe er hier aus dem Landkreis Roth jedoch keine Beschwerden gehört. Dies spreche für einen guten Dialog vor Ort, für dessen Pflege Prof. Vocke seinen Jagdkameraden Volker Bauer mehrfach lobte.