Rückblick auf den „Girls‘ Day“: Politik als sozialer Beruf und Dienstpflicht für alle

Der „Girls‘ Day“ ist ein alljährlich stattfindender Aktionstag, der Mädchen und junge Frauen motivieren soll, Berufe aus dem Bereich Handwerk, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik oder auch im Bereich Sicherheit beziehungsweise Selbstständigkeit zu ergreifen. „Berufskarrieren, die nach traditioneller Denke, nicht typisch weiblich sind. Dazu gehört noch immer auch das politische Wahlamt“, so CSU-Landtagsabgeordneter Volker Bauer. Darum lud der Kammersteiner zum diesjährigen Girls‘ Day am 3. April Amelie Nisslein, Dorothea Schmidt und Sophia Herzog ein, gemeinsam mit seiner Tochter Elena in den Bayerischen Landtag zu kommen. Dort erwartete die Mädchen aus Kammerstein, Büchenbach und Kraftsbuch Einblicke ins politische Tagesgeschäft – von Plenarreden bis Ausschussarbeit – aber auch spannende Hintergrundgespräche mit Ministerinnen und Landtagspräsidentin Ilse Aigner sowie ein Besuch des Soldatenfriedhofs in Gmund am Tegernsee.
Dem langjährig selbstständigen Elektromeister Volker Bauer war es wichtig, den Mädchen vor Augen zu führen, dass auch Politik ein – oftmals müßiges – Handwerk ist. „Es geht darum, unsere Zukunft zu gestalten, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen, die vielfach einen ganz anderen Hintergrund haben. Gelegentlich passiert das in harter Diskussion. Grundsätzlich passiert das aber mit dem notwendigen Willen zu Konsens und Kompromiss. Ohne diese Fähigkeiten funktioniert Demokratie nicht und wird das Parlament nur schäbig als Bühne für den eigenen, zersetzenden Populismus missbraucht. Darum ganz deutlich: auch wenn es in Talkshows oder Plenarübertragungen nicht immer so aussieht: eigentlich ist Politikgestaltung, jenseits der populistischen Ränder, ein sehr sozialer Beruf, in den junge Frauen viele Talente einbringen können“, erläuterte Bauer.
Was passiert, wenn Demokratie scheitert, weil die Bevölkerung dem System oder gewählten Mandatsträgern weniger traut, als populistisch-extremistischen Heilspropheten, wollte Bauer den Teenagern beim anschließenden Besuch des Soldatenfriedhofs der Royal Airforce in Gmund am Tegernsee vor Augen führen. 3.000 Gefallene haben dort ihre letzte Ruhestätte gefunden. Darunter der junge Familienvater und Bomber-Schütze Jack Goldstein, der beim Absturz im März 1945 nahe Kammerstein ums Leben kam, aber auch Soldaten, die nur 3-4 Jahre älter waren als die Schülerinnen.
„Mein Großvater war auch Abgeordneter. Er hat sich im Landtag gegen den Nationalsozialismus ausgesprochen. Das hätte ihn fast ins KZ Dachau gebracht. Der rechtsextreme Putschist Hitler wurde auch deshalb zum Reichskanzler und kurz darauf Diktator, weil die Parteien der Mitte angesichts großer Herausforderungen zu zögerlich-zerstritten waren und die Bevölkerung nicht entschlossen hinter der demokratischen Verfassung stand. Am Ende der Linie stehen Soldatenfriedhöfe mit Millionen von Toten in ganz Europa. Man kann daher nicht oft genug sagen, was für ein Segen „80 Jahre Frieden in Europa“ ist. Gerade weil er heute akut bedroht ist“, erinnerte Bauer.
Damit „nie wieder“ nicht zur Phrase wird, brauche es Menschen, die Demokratie aktiv mitgestalten und Verantwortung übernehmen – Männer und Frauen. Und es brauche Bürger, die als Teil ihrer Bürgerpflicht die freiheitlich-demokratische Ordnung auch gegen Aggressoren aus dem Ausland militärisch verteidigen oder mit Ersatzdienst verschiedene Bereiche vom Sozialwesen bis zur Umwelt stärken. 72 Prozent der Deutschen sprechen sich laut aktuellem Deutschlandtrend für die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht aus. 45 Prozent sogar für beide Geschlechter. „Die Umfragen zur Wehrpflicht decken sich mit meiner seit Jahren vorgetragenen Forderung nach einer allgemeinen Dienstpflicht. Auch mein Sohn und meine Tochter wären davon betroffen. Es freut mich darum, dass Dorothea, Amelie, Sophia und Elena ihre Zukunft nicht nur beruflich, sondern auch bei der Frage eines Diensts für die Gesellschaft emanzipiert selbst anpacken wollen“, so Bauer.