Landwirtschaftstag an Schulen kommt
München/Roth (dn) „Mit einem Antrag ist es manchmal wie mit einem Schinken. Manchmal muss er etwas länger hängen, bis er so richtig gut ist“, scherzte CSU-Landtagsabgeordneter Volker Bauer kurz vor den Weihnachtsfeiertagen. Der Grund zur Freude: Nach über fünf Jahren wird sein Antrag aus dem Oktober 2014, einen jährlichen Landwirtschaftstag an bayerischen Schulen einzuführen, jetzt Mitte Januar im Rahmen des vom bayerischen Kabinett beschlossenen Konzepts „Schule für’s Leben“ umgesetzt.
„Über 100.000 aktive Land- und Forstwirte tragen allein in Bayern dazu bei, dass unser Nahrungsmittelangebot hochwertig gesichert ist und unser Lebens- und Kulturraum erhalten bleibt. Sie bilden das Rückgrat nicht nur unserer Versorgung, sondern des ländlichen Raumes insgesamt“ heißt es in der ursprünglichen Begründung des Antrags, den Bauer im April im Zuge der Diskussion um das Bürgerbegehren „Rettet die Bienen“ nochmals in der Landtagsfraktion einbrachte. „2014 hatte vor allem das Kultusministerium Vorbehalte. Zuviel Aufwand. Selbst 2019 war man hier noch skeptisch“, berichtet der Kammersteiner. Hatte er kürzlich Kultusminister Prof. Michael Piazolo bei der Frage einer FOS-Ansiedlung im Kreis Roth widersprochen, so lobt er dessen Einschwenken auf die „Landwirtschaftstag“-Forderung im Zuge der Erarbeitung des „Versöhnungsgesetz“ nun.
Der CSU-Abgeordnete, der sich selbst mit Stolz als „Landkind“ bezeichnet, unterstreicht, die Wichtigkeit des Antrags mit einem Verweis auf dessen Begründung: „Während noch bis vor einigen Jahrzehnten der Großteil bayerischer Schüler neben der Schule oder in den Sommerferien, im Familienbetrieb oder bei der Verwandtschaft mit der landwirtschaftlichen Arbeits- und Produktionsweise in Berührung kam, schwindet heute das Wissen um die Herkunft der eigenen Nahrung und damit der Wert von Nahrungsmitteln insgesamt.“ Ziel der Einbindung von Landwirten als Experten in den Unterricht und der Besuch von landwirtschaftlichen Betrieben sei es nach wie vor genau diesen Wert zu vermitteln, auch um im jugendlichen Alter eine Sensibilität für landwirtschaftliche Themen in der Gesamtgesellschaft zu erzeugen.
Nach einer aktuellen Stunde im Bayerischen Landtag wird eine Synthese aus Bauers Antrag und einem Antrag der CSU-Abgeordneten Gudrun Brendel-Fischer (Bayreuth) im Sinne des Kabinettsbeschlusses im Januar abgestimmt. „Wenn die FW hier mitgehen, wollen wir, im Sinne auch der Forderungen der Frauenunion, verpflichtende Projektwochen zur Vermittlung von Alltagskompetenzen über mehrere Jahrgangsstufen hinweg einführen“, erklärt Bauer. Diese sollen von der Urproduktion und land- und gartenbaulichen Zusammenhängen, über die Vermarktung und Zubereitung von Nahrungsmitteln bis zur ressourcenschonenden Lebenshaltung wichtige Grundkenntnisse fächerübergreifend vermitteln. „Dass dabei Experten aus der Praxis, etwa Landwirte, so manchem medial vermittelten Zerrbild Fakten entgegen setzen sollen und die Kinder im Rahmen von Landwirtschaftstagen die Arbeitsweise auf den Betrieben hautnah erleben“, so Bauer, „ist heute, wichtiger denn je. Es geht darum, dass wir und unsere Kinder mit Landwirten sprechen – nicht über sie.“