In Erinnerung an den MdL-Ahnen

MÜNCHEN/KAMMERSTEIN – Das hat der Plenarsaal des Bayerischen Landtags im Münchener Maximilianeum gewiss noch nie erlebt. Dass ein aktueller Landtagsabgeordneter vor gut 20 direkten Nachfahren seines Urgroßvaters gesprochen hat, der auch noch selbst Landtagsabgeordneter gewesen war.

Schließlich ist Volker Bauer (CSU) seit 2013 der zweite Parlamentarier aus Kammerstein. Urgroßvater Heinrich Haiger war als Landwirt und Bürgermeister in Kammerstein von 1919 bis 1932 Mitglied des bayerischen Parlaments. 1946 war er ein Vertreter Mittelfrankens in der verfassungsgebenden Landesversammlung bei Beratung und Beschlussfassung über die Bayerische Verfassung in Bamberg. Bis heute ist Haiger für Volker Bauer ein bedeutendes politisches Vorbild.

Enkel, Cousins und Cousinen, Urenkel und sogar Ururenkel. Volker Bauer war es gelungen, alle noch lebenden Abkömmlinge der fünf Töchter Haigers ausfindig zu machen und teilweise samt Partnern zu einer Fahrt in den Bayerischen Landtag zu motivieren. Einige leben noch in Kammerstein, Barthelmesaurach und Rittersbach, andere im Kreis Nürnberger Land sowie Solnhofen. Die jüngsten waren der 19-jährige Sebastian und der 17-jährige Fabian Hertlein aus Vestenbergsgreuth. Ältester Haiger-Abkömmling ist der 84-jährige Kammersteiner Landwirt Heinrich Volkert. Er war zwölf Jahre lang Gemeinderatsmitglied in Kammerstein und ist Ehrenvorsitzender der Kammersteiner CSU.

Die gemeinsame Fahrt ins Münchner Parlament war gewissermaßen eine Reminiszenz an Heinrich Haiger. Haiger ist am 25. Mai 1877 geboren worden. Bereits 1890 starb sein Vater. Von 1907 bis 1937 führte er den Haiger-Hof. 1921 wurde er zum „Ökonomierat“, 1928 zum „Landesökonomierat“ ernannt. Nach dem Tod des Schwiegersohns Georg Volkert 1942 in Russland trat er wieder in seinen ehemaligen Hof ein. Am 8. August 1953 starb Heinrich Haiger in Kammerstein. Ein Jahr zuvor war ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen worden

1908 ist Haiger von den Bürgern Kammersteinszum Bürgermeister gewählt worden. 1932 setzten ihn die Nazis ab, denen er imLandtag offen widersprach. 1945 wurde er von der US-Verwaltung erneut alsBürgermeister eingesetzt und bekleidete das Amt bis 1952. Er warGründungsmitglied der CSU. Der jetzige Kammersteiner Bürgermeister WalterSchnell ist ebenfalls ein Nachfahre Haigers und Patenonkel Bauers. Er kann aufeine ähnliche Amtszeit verweisen. Haiger war kein klassischer Parteipolitiker,denn er ist erst nach seiner Wahl in den Landtag der Bayerischen Mittelpartei(BMP) beigetreten. Sie war eine bürgerliche Partei nationaler Prägung inBayern. Konservative und nationalliberale Parteien des deutschen Kaiserreichshatten die BMP am 24. November 1918 in Nürnberg gegründet. 1924 wechselteHaiger zur Deutschnationalen Volkspartei.


Mit freundlicher Genehmigung durch Robert Schmitt