BJV-Vize Schreder zu Schweinepest, Biber, Kormoran und Wolfsrückkehr
Wendelstein (dn) „Schweinepest, Biberschäden, Kormoran und Wolf“ unter diesem Titel lud Landtagsabgeordneter Volker Bauer zusammen mit der CSU-Marktratsfraktion um Cornelia Griesbeck und dem CSU-Ortsverband Wendelstein zur Informationsveranstaltung mit dem Leiter der Kommunikation und Vizepräsident des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) Thomas Schreder. Vor rund 80 interessierten Bürgerinnen und Bürgern, viele Jäger, Landwirte und Fischer, referierte der Erdinger zu den vielfältigen, aktuellen jagdpolitischen Herausforderungen.
Grundsätzlich müsse man sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass Jagd zwei große Aufgaben hat. „Wir schützen die Landwirtschaft vor Schaden – wir sind aber auch zum Schutz des Wildes gesetzlich verpflichtet“, so Biologe Schreder einleitend. Um dies zu gewährleisten sei das bewährte Reviersystem und das Bayerische Jagdgesetz ein Erfolgsgarant. Lizenzjagdsysteme, wie in anderen Staaten praktiziert, ließen weder eine sinnvolle Hege, noch Bestandsmanagement im Dialog mit der Landwirtschaft oder sonstiges Engagement wie Wildunfallversorgung zu. Schreder und Bauer stimmten überein, dass Jagd und sich immer ändernde Wildtierbestände auch in der Politik aufmerksam verfolgt werden müssten. „Für die Biodiversität und eine gesunde Natur müssen“ laut MdL Volker Bauer „ohne Schaum vorm Mund entsprechende, notwendige Maßnahmen getroffen werden.
In Bezug zur im Baltikum, in Tschechien und Ungarn grassierenden Afrikanischen Schweinepest (ASP), einer Schweine befallenden, nach kurzer Zeit tödlichen Kontaktseuche, unterstrich Schreder, dass das Hauptverbreitungsrisiko der Mensch sei. Ob durch unachtsam weggeworfene Speisereste oder kontaminierte Fahrzeuge oder Kleidung, der Mensch ist der Hauptüberträger über weite Distanzen. Ein zu hoher Schwarzwildbestand begünstige vor Ort zusätzlich eine Ausbreitung und sei im Seuchenfall verheerend.
Daher habe die Bayerische Staatsregierung einige Maßnahmen auf den Weg gebracht, um präventiv zu wirken. Neben Hinweisschildern an allen Einfahrtswegen werden auch jagdliche Maßnahmen unterstützt. Die Verlängerung der Jagdzeiten für Schwarzwild, staatliche Unterstützungszahlung für die Erlegung von Frischlingen und nicht führenden Bachen oder auch die zeitlich und räumlich begrenzte Erlaubnis von Dual-Use-Nachtsichtgeräten bei entsprechender behördlicher Beauftragung sind nur einige der vom Freistaat unterstützen Maßnahmen um den Schwarzwildbestand in Bayern zu verringern. „In vielen Landkreisen schrecken auch die erhobenen Gebühren für die Trichinen- Untersuchung die Jäger von einer intensiveren Bejagung ab, weil jeder erlegte Frischling zum Draufzahlgeschäft wird. Die Staatsregierung hat hier mit ihrer Unterstützung vorgelegt, einige Landkreise in Bayern folgen jetzt und unterstützen zusätzlich mit einer Aufwandspauschale und reduzierten Gebühren“, so Schreder. An seinen BJV-Präsidiumskollegen MdL Bauer gewandt richtete Schreder außerdem den Wunsch, die Bayerischen Staatsforsten sollten ihre revierübergreifenden Treibjagden in der Gestalt intensivieren, dass reine Schwarzwildjagden organisiert werden. „Dann machen auch die Revieranlieger mit“, war Schreder überzeugt.
Mit Blick auf die bayerischen Gewässer erkannten Schreder und Bauer, beide passionierte Fischer, einen hohen Druck auf die heimischen Fischbestände. Die Gründe dafür sind vielgestaltig, unter anderem ist aber auch der Kormoran als Fressfeind der Fische zu nennen. „100 Fische einsetzen und 20 rausfischen ist ein schlechtes Geschäft“ kommentierte Bauer aus eigener Erfahrung. Die Staatsregierung hat daher über eine artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung die Möglichkeit geschaffen den Kormoran in Bayern zu regulieren. Ob die von 6.000 auf 11.000 gestiegenen Abschusszahlen langfristig zu einer Verringerung des Bestandes des in Bayern durchziehenden Kormorans führen zweifelte LBV-Biologe Dr. Andreas von Lindeiner an und warb für synchronisierte Entnahmen. Für die anwesenden Fischer stand jedoch fest: „4.000 mal 0,5 Kilo weniger Fischfraß pro Tag bedeuten zwei Tonnen mehr Fische, für die ebenfalls Hegeverpflichtung besteht, in bayerischen Gewässern“.
Am Gewässer blieb auch Barbara Regitz. Der Biber habe sich an der Pegnitz wie im gesamten Freistaat zur Plage entwickelt, so die Nürnberger Jagdpolitikerin. Volker Bauer ergänzte, dass auch nach der von der CSU durchgesetzten AAV- Änderung hin zu einer bayernweit ähnlichen Genehmigungspraxis bei der Biberentnahme „leider nicht jedes Landratsamt als zuständige Behörde so regulierungsmotiviert ist, wie es sinnvoll wäre“. Der Biber sei zwischenzeitlich alles andere als selten und verursache in Bayern jährlich Schäden um die 1,4 Millionen Euro, von denen 450.000 Euro über den mehrfach aufgestockten Biberfonds staatlich ausgeglichen werden. „Aber irgendwann wird nicht nur das vielerorts gegebene Verkehrsrisiko oder die Belastung für unsere Landwirtschaft zu groß, sondern ist die Fahnenstange dessen erreicht, was der Steuerzahler finanzieren soll“, so Bauer.
Ähnlich sei es mit dem Wolf. Jürgen Weißmann, Bauers Vorgänger als mittelfränkischer BJV-Präsident, erinnert eindrücklich daran, dass selbst Schweden, das 1/3 größer aber zehnmal dünner besiedelt ist als die Bundesrepublik, sich eine Obergrenze von 300 Wölfen gegeben habe und dies von der EU als ausreichend für einen positiven Erhaltungszustand gesehen wird. In Deutschland gibt es jetzt schon deutlich mehr Wölfe. Ebenso wie Weißmann sah Kreisjagdberater Hans Heider die Rückkehr des Wolfes – 3 Rudel leben neben durchziehenden Tieren bereits im Freistaat – kritisch. „Es kann nicht sein, dass wir dem König der Wälder (Anm. Rotwild) vorschreiben, wo er zu leben hat, den Wolf aber frei ziehen lassen und wenn er dann einen Rotwildbestand aus seinem ihm zugestandenen Lebensraum verdrängt, das Rotwild geschossen werden muss. Da stimmt doch etwas nicht.“
Wir brauchen den Wolf nicht überall“, warb der Aurauer auf einer Linie mit der Agenda der Staatsregierung für ein Wolfmanagement, das für den vergleichsweise dicht besiedelten Freistaat wolfsfreie Zonen samt Entnahme im Schadensfall oder bei fehlender Scheu vorsieht. Der Bitte Schreders sich in München für eine staatliche Finanzierung des Schadensfond Große Beutegreifer – aktuell unter anderem getragen von BJV und LBV – einzusetzen, versprach Bauer abschließend nachzukommen, denn: „Wir wollen weder die Biodiversität und Kulturlandschaft für die Rückkehr eines Tieres opfern, noch unsere Weidetierhalter bei Schadensfällen im Regen stehen lassen!“