Viele Fragen an Volker Bauer
Roth (dn) Sich als Volksvertreter aktiv an der politischen Bildung junger Menschen zu beteiligen ist für Volker Bauer eine Selbstverständlichkeit. Gerne nahm der Landtagsabgeordnete des Kreises Roth darum die Einladung von Dr. Rudolf Kleinöder, Schulleiter am Gymnasium Roth an, vor Schülern der 10. Jahrgangsstufe über seine Arbeit im Bayerischen Landtag zu berichten. Bauer wollte jedoch nicht referieren, sondern mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen. Daher stellte sich der Abgeordnete, nach einer kurzen Darstellung seines Werdegangs und seines Alltags im Münchner Maximilianeum, dem Sitz des Bayerischen Landtags, den Fragen der Schüler. Er freute sich über die rege Beteiligung der Schüler und lobte das politische Interesse der jungen Menschen.
„Die effektivste Antwort auf Populismus ist eine gute Politik“
Brennend interessierte die Schüler, wie es mit dem achtjährigen Gymnasium (G8) weitergehe. Bauer, im Landtag mit den Anliegen der Angehörigen des Öffentlichen Diensts, sowie Umwelt- und Verbraucherschutz befasst, gab zu, auf diesem Gebiet kein Experte zu sein. Zur Stärkung des Ehrenamtes und der persönlichen Entwicklung könne er sich eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) jedoch dort vorstellen, wo es die räumlichen Verhältnisse zulassen. Die Staatsregierung plant dies den einzelnen Schulen freizustellen. Eine Chance für den ländlichen Raum, wie Schulleiter Dr. Kleinöder am Beispiel des Gymnasiums Roth erklärte. Durch demographische Veränderung und ein Mehrangebot an Gymnasien im Einzugsgebiet liegt die Schülerzahl aktuell bei rund 1.000. Zu Spitzenzeiten waren es 1.500. Das Raumangebot für eine Rückkehr zum G9 wäre vorhanden.
Auf die Flüchtlingszahlen angesprochen unterstrich Bauer, dass der Freistaat mit 9 Mrd. Euro viel Geld in die Hand nehme, aber System und Bevölkerung nicht überfordert werden dürften. Dass angeblich „deutsche Obdachlose erfrieren“ (Schülerin), während viel Geld für Flüchtlinge ausgegeben werde, relativierte der Abgeordnete als „verkürzte Betrachtung, wie sie zum Teil von manchen Seiten bewusst gestreut wird“. Er erklärte, dass in Deutschland niemand auf der Straße leben muss und der Staat auch hier hohe Ausgaben tätigt. Dass dennoch Menschen auf der Straße leben, komme etwa daher, dass Angebote oftmals ausgeschlagen werden, „etwa weil man sich nicht ans Alkoholverbot in Obdachlosenunterkünften halten will“. Gegenüber den Gymnasiasten, die er als „Rennmotoren des Bildungssystems“ lobte, gab sich Bauer, selbst Handwerksmeister, als „Fan des Handwerks“ zu erkennen. „Was Gscheids glernt zu ham, schad nix“, so der Kammersteiner im Dialekt. Auch Abiturienten könnten im Handwerk und seinen Führungspositionen eine herausfordernde Karriere finden. Wie sich Brexit und die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA auf die Politik vor Ort auswirken würden, wurde der Landespolitiker ebenfalls gefragt. Bauer berichtete, dass die Abgeordneten im Landtag „natürlich mit großem Interesse solche Entscheidungen verfolgen. Bayern ist – nicht zuletzt mit seiner Autoindustrie – ein Exportland. Wenn uns Exportmärkte wegzubrechen drohen, ist das nicht gut“, so Bauer. Daher dürfe man Freihandelsabkommen auch nicht per se verteufeln, sondern müsse genau hinsehen. Mit Blick auf die AfD, die in Deutschland ähnlich vorgehe wie die Brexit- und Trump-Kampagnen, helfe es auch wenig, die Wähler zu beleidigen. „Die effektivste Antwort auf Populismus ist eine gute Politik, die erfolgreich Schulden abbaut, um Zukunftschancen zu vergrößern und gleichzeitig in Bildung und Sicherheit investiert“, so Bauer.
Auch heiklere Fragen, wie die nach seiner persönlichen Einstellung zur Freigabe von Cannabis und Sterbehilfe – beides bundespolitische Themen – beantwortete der Kammersteiner. Aus seiner achtjährigen Erfahrung als Jugendschöffenrichter in Schwabach wisse er, dass man sich mit dem Konsum von Cannabisprodukten „psychisch ruinieren und sehr effektiv die Zukunft verbauen kann“ warnte er die Schüler. Einer Legalisierung könne er damit nur zu medizinischen Zwecken zustimmen. Überraschend für die Schüler war, dass Bauer aufzeigte, dass bei sog. „Gewissensentscheidungen“, wie der Diskussion über Sterbehilfe, die Meinung einzelner Abgeordneter und die Position der Fraktion auseinander gehen. Er halte die Einstellung, „ein Mensch solle an der Hand eines Menschen sterben, nicht durch die Hand eines Menschen“ der CSU zwar für vernünftig, wüsste aber nicht, ob er sich ihr anschließen könne.