Bauer: Wir brauchen mehr solche Dorfinstitutionen!
Roth (dn) „Das ist interkommunale Zusammenarbeit auf bürgerschaftlicher Ebene“, freute sich der Landtagsabgeordnete Volker Bauer. Rund ein Dutzend Vertreter aus den Kammersteiner Vereinen war ihm parteiübergreifend ans andere Ende des Landkreises gefolgt.
Das Ziel der Delegation: das Gemeinschaftshaus im zur Stadt Greding gehörigen 150-Seelen-Ort Euerwang. Bauer hatte die dortigen Schützen im Herbst bei der Einweihung ihres umgebauten Schützenhauses besucht. „Schon erstaunlich, was selbst in einem so kleinen Ort möglich ist, wenn die Menschen und Vereine im Dorf zusammenlangen“, kommentierte Gemeinderat Jürgen Melzer. In seinem Heimatort, dem knapp viermal so großen Kammerstein mussten in den vergangenen fünf Jahren zwei Gasthäuser und das Schützenhaus schließen. Nicht nur der Schützenverein wurde heimatlos. Auch Vereinsleben leide trotz demografisch guter Situation. Grund genug für den Abgeordneten eine Informationsfahrt zu organisieren.
Auf die Jura-Hochebene folgten Bauer unter anderem Gemeinderat Jürgen Melzer und die ehemaligen Gemeinderäte Dieter Teufel und Helga Lausecker von der Seniorensportgruppe. Die Schützen waren mit Jörg Zanzinger, Klaus Günzel und Andreas Hummel ebenso vertreten, wie der Gründungsinitiator der Theatergruppe Kammerstein Daniela Böhm. Diese Vereine suchen aktuell eine neue Heimat in Kammerstein.
Interessiert lauschten sie den Ausführungen von Ehrenschützenmeister Matthias Mördl und Konrad Meyer. Dieser ist in Euerwang Schützenmeister und schwört auf die dörfliche Gemeinschaft im ländlichen Raum. „Ohne geht’s nicht“, beschwört der Lindner. Als beispielweise der Wirt des alten Schützenheims altersbedingt ohne Nachfolger aufgab, sprang der Schützenverein ein und betrieb die Wirtschaft kurzerhand ein Jahr lang selbst. Diese Anpacker-Mentalität half dann auch, als 2002 der Neubau des in die Jahre gekommenen Vereinsheims anstand. Was viele Vereine vor enorme organisatorische und finanzielle Schwierigkeiten stellt, meisterten die Euerwanger in beeindruckender Weise. „Hier haben sich eben alle zusammengetan“, erklärte Andreas Schneider. Der stv. Leiter des städtischen Bauamtes Greding und eingeheiratete Euerwanger griff dem Schützenverein planerisch unter die Arme. „In Angriff nehmen konnten wir das 260.000 Euro teure Vorhaben eines Neubaus aber nur, weil wir auf andere Gruppen zugegangen sind“, erklärte Meyer den Kammersteiner Gästen. Heute haben die KLJB, der Pfarrgemeinderat, die Schola, eine Krabbelgruppe und die regional bekannte Theatergruppe des Schützenvereins haben im Gemeinschaftshaus eine Heimat gefunden. Dementsprechend beteiligten sich unter anderem die Diözese, das Amt für ländliche Entwicklung, der Kulturfonds des Freistaats Bayern, die Stadt und die Kirchenstiftung an der Finanzierung – beim vor wenigen Wochen abgeschlossenen Umbau der Schießanlage auch der Freistaat Bayern mit 60.000 Euro.„Viel haben wir auch in Eigenleistung und durch Unterstützung örtlicher Bauunternehmen gemacht und durch Sauschießen und Theateraufführungen refinanziert“, so Meyer.
Er und seine Frau haben in dieser Woche ehrenamtlich Wirt-Dienst. Noch so eine Besonderheit. Dem verbliebenen Wirtshaus am Ort wollen sie keine Konkurrenz machen. Aber 2-3 mal die Woche ist der Schankraum bewirtschaftet. Die Vereinsvertreter kommen hier zusammen. „Euer Haus hat erinnert an eine WG für Vereine, von der alle etwas haben. Wir brauchen mehr solcher Dorfinstitutionen“, kommentierte Bauer bei der gemeinsamen Vesper der Kammersteiner und Euerwanger.
Bauer wünscht sich eine solche Initiative auch in Kammerstein und appelliert an Vereine, die örtliche Brauerei und Gemeinden sich zusammenzutun. „Wenn ich mir ansehe, dass aktuell die Schützen, die Theatergruppe und die Senioren auf der Suche nach einem Vereinsheim sind und wir noch dazu kein Wirtshaus am Ort, aber eine Brauerei in der Gemeinde haben, dann müsste da doch etwas gehen.“ Er versprach für den Fall einer Initiative, „intensiv um Fördergelder zu werben“ und das Thema im Gemeinderat einzubringen.