1525: Soziale Protestbewegung auf dem Hofberg
Eine der größten Protestkundgebungen im sog. Bauernkrieg von Ende April 1525 auf dem Hofberg bei Obermässing statt – und kaum jemand weiß dies. Noch weniger können die Vorgänge an diesem Ort der Demokratie historisch und in Bezug auf die Gegenwart einordnen. Die Initiative „Mässinger Haufen 1525“ will das ändern – und erhält Unterstützung durch MdL Volker Bauer und die Kommunen Greding und Thalmässing.
Hofberg (dn) Im Jahr 2020 zeichnete der Bayerische Landtag „Orte der Demokratie“ aus. Memmingen ist dabei. Hier wurden 1525 die „Zwölf Artikel“ verfasst, die als eine der ersten Forderungen nach Freiheitsrechten und Menschenrechten in Europa, und damit auch als eine frühe Form einer Verfassung gelten. Die Bauern kämpften für eine gerechtere Welt und scheiterten kläglich: Von 1524 bis 1526 erhoben sie sich gegen den Adel – mancherorts blutig, anderenorts ohne Kampfhandlungen. Es war eine Kritik sozialer Missstände und zunehmender Beschneidung der Rechte der einfachen Landbevölkerung. „Aufstände gab es in vielen Teilen des Reiches, auch an der Schnittstelle zwischen Bayern, Franken und der Oberpfalz; also dem, was heute der nördliche Naturpark Altmühltal ist“, schilderte Thomas Kaiser.
Hofberg 1525: Eine der größten Versammlungen im „Bauernkrieg“
Rund 8.000 Bauern hatten sich Ende April 1525 auf dem Hofberg versammelt. Insofern ist der Hofberg ebenfalls als ein Ort der Demokratie anzusehen. Jedoch gerät die Erinnerung an eine der größten Zusammenkünfte des „Bauernkriegs“ nach Jahrhunderten immer mehr in Vergessenheit. Dies geschieht besonders auch durch die Fehlinterpretation der herrschaftlichen Geschichtsschreibung, die aus für Freiheit und Gleichberechtigung kämpfender Landbevölkerung „marodierende Bauern“ machte.
Hier aufzuklären ist das Ziel der Initiative „Mässinger Haufen 1525“. Ihre Mitglieder wandten sich im März an den in der Erinnerungsarbeit engagierten Abgeordneten des Kreises Roth im Bayerischen Landtag Volker Bauer. Ihr Wunsch: die Menschen auf die historische Bedeutung der Zusammenkunft auf dem Hofberg aufmerksam zu machen durch kulturelle Veranstaltungen und eine gewisse Form einer Erinnerungsstätte auf dem Hofberg. „Ohne die Erinnerung ist die Gegenwart nicht zu verstehen und man könnte vielleicht sogar sagen: die Zukunft nicht zu bewältigen. Um Frieden und Demokratie zu bewahren, müssen wir achtsam damit umgehen. Das Thema ist also sehr aktuell“, erklärte Gerlinde Delacroix aus Berching die Motivation der Initiative.
Erinnern: Keine Beunruhigung der Flur auf dem Hofberg-Plateau
Torplatz-Gestaltung und Themenwanderweg diskutiert
Volker Bauer sagte Unterstützung zu und lud in größerer Runde zum Gespräch. Mitte Mai trafen sich Bauer, Mitglieder der Initiative, die stv. Bürgermeister der am Hofberg beteiligten Kommunen Oswald Brigl von Greding und Michael Kreichauf aus Thalmässing sowie Julia Krieger von der Heimatpflege des Bezirks Mittelfranken. Ebenso waren die Anwohner des Hofbergs und der Obermässinger Ortssprecher Theo Hiemer vertreten, um über eine angemessene Form der Erinnerung zu beraten. Schnell kam die Runde überein, dass jenseits bestehender Wanderwege keine weitere Beunruhigung der Flur auf dem Hofberg entstehen soll. In den nächsten Jahren soll im Zuge der Dorferneuerung der Bereich vor dem Hofberger Tor umgestaltet werden. Es biete sich deshalb an, hier einen entsprechenden Erinnerungsort zu schaffen. Da Parkplätze in unmittelbarer Nähe vorhanden sind, sollen so auch PKWs vom Hofberg-Plateau und den dort kartierten Bodendenkmalen ferngehalten werden. Ob die Dorferneuerung pünktlich zum Jubiläumsjahr 2025 umzusetzen ist, soll durch die Stadt Greding geklärt werden. Gemeinsam mit den Anwohnern des Hofbergs, den Kommunen und – mit Blick auf die historisch eingeforderte Rechte auch Jägern, Fischern und den Staatsforsten – soll bei weiteren Treffen eruiert werden, welche Potentiale für eine Weiterentwicklung der Wanderwege auf dem Hofberg bestehen. Vorbild könnte der Wallenstein-Lager-Rundweg bei Oberasbach sein. Auch für Familien ansprechend kann Geschichte dort erwandert und mit dem Smartphone erlebt werden.
Historischer Hintergrund
Ende April 1525 versammelte sich kein Bauernheer auf dem Hofberg, sondern eine „historische Protestbewegung“ (Bauer). Die Landbevölkerung forderte, inspiriert durch ihren Glauben, mehr Teilhabe. „Damals haben einfache Männer ihre Familien und Höfe für mehrere Wochen zurückgelassen und sich zum Hofberg aufgemacht, um hier gegen wachsende steuerliche Belastungen und neue Pflichten bei gleichzeitiger Beschneidung ihrer Rechte zu protestieren“, schildert Dr. Wolfgang Brand aus Beilngries. Anders als etwa in Thüringen, wurde der „Mässinger Haufe“ Anfang Mai 1525 nicht durch herrschaftliches Militär niedergemetzelt, sondern mehrere Hauptleute durch Pfalzgraf Friedrich II. bei der Rückeroberung der Hofburg gefangen genommen und hingerichtet. Die weiteren Protestierenden kehrten auf ihre Höfe zurück.